Vor wenigen Wochen machte der ehemalige Radprofi Jan Ullrich Schlagzeilen, weil er in einem luxuriösen Hotel in Frankfurt eine Escort-Dame angegriffen haben soll. Nachdem die Polizei alarmiert wurde, nahmen die Beamten den Ex-Radprofi vorläufig fest.
Was war passiert?
Jan Ullrich war Gast in einem Frankfurter Hotel, als er sich eine Escort-Dame aufs Zimmer bestellte. Die Escort-Dame erzählte in einem späteren Interview, dass Ullrich zwar sehr hyperaktiv und aufgekratzt, aber zunächst sehr freundlich zu ihr gewesen sei. Am frühen Morgen sei die Stimmung dann allerdings nach Angaben der Escort-Dame gekippt. In einem Interview mit einem RTL-Magazin gab die aus Nigeria stammende Escort-Lady an, dass ein Anruf bei ihrem Sohn am Morgen der Auslöser für den Stimmungsumschwung gewesen sei. Die Dame hatte ihren Sohn nur wecken und ihm sagen wollen, dass es Zeit für sie Schule sei. Daraufhin sei der Ex-Radstar ausfällig geworden. Jan Ullrich habe sich geweigert sie aus dem Zimmer gehen zu lassen und habe sie gewürgt. Nachdem sich die Frau befreien konnte, wandte sie sich an das Hotelpersonal, welches dann die Polizei alarmierte. Bei seiner Festnahme habe der Tour de France Sieger Widerstand geleistet, wurde vonseiten der Polizei verlautbart. Der ehemalige Radprofi konnte zunächst nicht von der Polizei vernommen werden, da dieser unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Substanzen stand. Nachdem es Ullrich wieder besser ging, machte dieser von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Kurz darauf wurde Ullrich von den Beamten wieder auf freien Fuß gesetzt. Aufgrund seines psychischen Zustandes habe man Ullrich nachdem er freigelassen wurde, zunächst in eine psychiatrische Klinik bringen müssen. Doch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Radprofi dauern an. Die zunächst erhobenen Vorwürfe wegen versuchten Totschlags wurden zwar schnel wieder fallen gelassen, aber die Ermittlungen der zuständigen Staatsanwaltschaft wegen gefährlicher Körperverletzung werden weiterhin verfolgt.
Schon zuvor war der 44-jährige Jan Ullrich bei einem Zwischenfall mit Til Schweiger vor einigen Monaten negativ aufgefallen. Einige Zeit hatte der ehemalige Radprofi angekündigt, seinen Kindern zuliebe eine Therapie machen zu wollen.
Warum sind Escorts so häufig Opfer von Gewalt?
Immer wieder liest oder hört man in den Medien von Fällen, in denen Escorts oder Prostituierte Opfer von Gewalt in seinen verschiedenen Formen werden. Dabei werden viele der Straftaten gegen Escort- Damen oder Prostituierte gar nicht erst zur Anzeige gebracht. Doch was ist der Grund dafür, dass diese Berufsgruppen so häufig Opfer von Gewalttaten werden? Zunächst einmal ist bei einigen Kunden, männlichen Kunden der Gedanke tief verankert, dass sie aufgrund des Geldes, dass sie für die dargebotene Dienstleistung bezahlen, ein Recht darauf hätten, genau das zu bekommen, was sie wollen. Doch selbstverständlich ist die Escort-Dame nicht verpflichtet, im Rahmen ihrer Dienstleistung irgendetwas gegen ihren Willen zu tun. Dennoch haben viele Escorts es bei ihrer Arbeit mit einem scheinbaren Machtgefälle zu tun, gegen das sich manchmal nur schwer ankommen lässt.
Zudem finden einige der Treffen zwischen Escort-Ladies und ihren Kunden in einem sehr privaten Rahmen statt. In einem Hotelzimmer oder bei dem Kunden zu Hause sind die Escort-Damen meist allein mit dem Mann und diesem “ausgeliefert”. Da Frauen Männern in körperlicher Hinsicht zumeist unterlegen sind, können sie sich in brenzligen Situationen nur schwer alleine helfen. Kommt dann noch eine Alkoholisierung der Männer oder die Verwendung bewusstseinserweitender Substanzen hinzu, kann das Verhalten der Kunden rasch unkontrollierbar werden.
Wie können Escorts sich gegen Gewalt schützen?
1. Schon im Vorfeld klare Grenzen setzen
Bevor ein Escort sich mit einem Kunden trifft, sollte diese oder ihre Agentur sich zuvor mit diesem im Hinblick auf seine Wünsche auseinandersetzen. Was erwartet der Mann vom Escort und wie weit ist die angefragte Dame bereit zu gehen? No-Gos sollten bereits vorab geklärt werden, damit der Kunde sich nicht mit einer falschen Erwartungshaltung mit der Escort-Dame trifft. Auch das Festlegen bestimmter Verhaltensregeln empfiehlt sich vor dem ersten Treffen.
2. Sich ein Sicherheitsnetzwerk aufbauen
Escorts, die für eine Escort Agentur arbeiten, werden zumeist durch ein ausgearbeitetes Sicherheitskonzept von ihrer Agentur geschützt. Für Independents ist dies weit schwieriger. Bereits vor dem ersten Treffen werden neue Kunden manchmal von Seiten der Agentur überprüft und eingeschätzt. Zudem gibt es bei einigen Agenturen Fahrer, welche die Damen zu ihren Treffen bringen, dort auf sie warten und sie anschließend wieder nach Hause oder zu einem anderen Ort fahren. Zudem meldet sich die Escort-Lady häufig telefonisch bei ihrer Agentur, wenn sie im Hotelzimmer des Kunden angekommen ist und gibt durch, ob alles ok ist und den vorab getroffenen Vereinbarungen entspricht. Ist das Date beendet, erwarten viele Agenturen erneut eine Rückmeldung ihrer Escorts. So können diese sichergehen, dass es ihnen gut geht. Häufig gibt es bestimmte Zeitfenster, in denen die Escorts ein Feedback geben müssen, sonst wird die Escort Agentur aktiv.
Selbstverständlich weiß die Agentur auch darüber Bescheid, wo sich das Escort gerade aufhält und mit wem es sich dort trifft.
3. Selbstständig arbeitende Escorts sollten sich eigenes Sicherheitsnetzwerk zulegen
Wer als Escort selbstständig tätig ist und keine Agentur im Rücken hat, sollte dennoch nicht auf einige grundlegende Sicherheitsvorkehrungen verzichten. Eine gute Freundin, ein anderes Escort oder der eigene Partner können zu diesem Zweck involviert werden. Es sollte immer jemand darüber Bescheid wissen, wo Sie sich gerade aufhalten und mit wem Sie sich treffen. Auch Name und Kontaktdaten des Kunden können zu diesem Zweck an eine vertrauenswürdige Person weitergeleitet werden. Gibt es es innerhalb eines zuvor festgelegten Zeitraums keine Rückmeldung von Ihnen, wird diese Person die Ordnungsbehörden informieren.
4. Erstes Beschnuppern in der Öffentlichkeit
Eine erste Sicherheitsvorkehrung kann sein, das erste Treffen zwischen Escort und Kunde in der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen. Ein Drink an der Hotel Bar oder ein formelles Kennenlernen in der Hotel-Lobby bieten sich an. Allerdings wird nicht jeder Kunde sich auf solch ein Arrangement einlassen, da vielen Männern oder auch Frauen wichtig ist, nicht mit dem Escort in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Konkrete Regelungen müssen daher je nach Einzelfall getroffen werden.
5. Selbstbewusst auftreten und einen Selbstverteidigungskurs absolvieren
Im Umgang mit Kunden ist es generell wichtig, ein selbstbewusstes Auftreten an den Tag zu legen. So machen Sie deutlich, dass Sie zwar gegen Geld eine bestimmte Dienstleistung erbringen, aber dennoch völlig frei in ihrer Entscheidung darüber sind, wie weit sie gehen möchten. Durch ein selbstbewusstes Auftreten hat der Kunde viel weniger das Gefühl, mit ihnen machen zu können was er will.
In vielen Fällen hilft das Absolvieren eines Selbstverteidigungskurses dabei, sich auch tatsächlich gut in der eigenen Haut zu fühlen und selbstsicher aufzutreten. Zudem kann es nicht schaden, ein paar Handgriffe oder Tritte für den Ernstfall zu trainieren. Manchen Frauen hilft es auch, ein Pfefferspray oder ähnliches mit sich zu führen.
Fazit: Die Arbeit als Escort birgt grundsätzlich einige Gefahren, wie man kürzlich wieder am Beispiel des Ex-Radprofis Jan Ullrich und dem Vorfall in dem Frankfurter Hotel gesehen hat, in sich. Diese Gefahren sollten potentiellen Escorts vor der Aufnahme ihrer Tätigkeit bewusst sein. Nur so können effektive Gegen- und Vorsichtmaßnahmen getroffen werden, durch die Escorts gegen etwaige Gewalt geschützt werden können. Wichtig ist dabei vor allem, dem Kunden schon zu Beginn des Kontakts deutlich zu machen, wo seine Grenzen sind und dass man keine austauschbare “Ware” ist.
Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme besteht außerdem darin, sich ein Sicherheitsnetzwerk aufzubauen, durch den ein Ernstfall auf der Stelle bemerkt wird.
Werden diese Sicherheitsmaßnahmen von den Escorts beachtet, kann das Zusammentreffen zwischen Kunde und Escort zu einem prickelnden und fruchtbaren Erlebnis für beide Seiten werden.